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Mainpartie

jedes ding hat zwei seiten.mindestens.

20 | 09 | 2001
Draußen vor der Tür tobt der Herbst. Blätter fliegen, Blumen welken, Bäume werden entkleidet.
Nässe, Kälte, Anorak - düstere Zeiten. Bald kommt auch noch der Winter mit Matsch und Glatteis. Trostlos. So ergeht es uns jedes Jahr. Und noch über hundertfünfzig Tage bis zum leisen Hoffnungsschimmer, bis zum ersten zarten Frühlingsblümchen. Finstere Aussichten. Kein Wunder, daß man da trübsinnig wird, oder? Doch gerade jetzt, da sich das Gemüt im Keller verkrochen hat, sollten wir uns eines alten Großauheimer  Spruchs erinnern: „Mer kann sich des Leewe aach schwer mache!“ Jedes Ding hat nämlich zwei Seiten. Wir müssen uns nur aufraffen, drumherum gehen und einen zweiten Blick riskieren. Das hilft und weitet den Horizont! Die Bäume werden gar nicht ihrer Blätter beraubt, sondern sie werfen sie freiwillig und erleichtert ab. Endlich Urlaub, Ausruhen, Winterpause. Schluß mit dem ständigen Assimilieren und Wachsen. Und überhaupt ist auf der Erde immer irgendwo Sommer. „Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind  -wir sehen sie so, wie wir sind.“ (A.Nin) Wenn wir in diesen Tagen davon sprechen, die Welt sei eine andere geworden, so betrifft das nur unsere Welt. Soviel Macht werden wir Menschen hoffentlich niemals haben, das ganze Universum auszuhebeln. Wir ärgern jeden und schubsen alles herum, aber tatsächlich verändern wir nichts. Alles fließt. Und noch nie ist auf der Erde auch nur ein Tröpfchen Wasser verloren gegangen. So gesehen.
Nehmen wir mal den Auheimer des Jahres 806: sein Outfit mag nicht unbedingt dem heutigen Zeitgeist entsprechen und den Realschulabschluß würde er ohne Nachhilfe wohl auch nicht auf Anhieb schaffen. Aber unser Urahn ist deshalb keineswegs von minderer Intelligenz. Er hat nur nicht unsere heutigen Wissensmöglichkeiten. Dafür beherrscht er Dinge, von denen wir keinen blassen Dunst haben. Das ist eben die andere Seite der Medaille. (Der Großauheimer an und für sich steht in der Evolution sowieso ganz oben; vom hiesigen Standpunkt aus betrachtet.) Wenn man in Hanau zum Beispiel „Alle Macht der City!“ ruft, so ist und bleibt Hanaus HAUPT-Straße doch in Großauheim. Und wenn Hanaus Gärtnerheere zur Landesgartenschau mobil machen und (für) Millionen Margeriten pflanzen, bleibt unser Auheimer Mainbogen auch ohne Botanik-Tuning das, was er ist: Schön.
Großauheim ist und bleibt...(er)lebenswert - und das zu allen Jahreszeiten. Es gibt eben auch Fakten, die sind einfach nicht zu ändern. Völlig gleich, von welcher Seite man sie auch betrachtet.
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